Lufthansa verzichtet nach Absage der EU-Kommission auf NIKI-Kauf und stellt Zahlungen ein – NIKI beantragt Insolvenz – Flugzeuge bleiben am Boden – 1000 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs
Seit längerem war klar, dass die EU-Kommission starke Bedenken hatte, den Deal der Lufthansa zu genehmigen. Sie hat nun klar signalisiert, dass eine Übernahme und Integration von Niki in die Eurowings Gruppe aktuell nicht genehmigsfähig ist. Denn es habe mit den potenziellen Bietern IAG und Condor/Thomas Cook valide Alternativen gegeben. Auf Basis dieser Einschätzung verzichtet Lufthansa nun ganz auf eine Übernahme von Niki durch Eurowings. Bei der weiterhin angestrebten Übernahme der Luftverkehrsgesellschaft Walther (LGW) verzichtet das Unternehmen auf „zahlreiche Slots“, um die Freigabe zu erhalten. Die überarbeiteten Zusagen werden nun bei der EU-Kommission eingereicht.Die Lufthansa hat daraufhin die im Kaufvertrag bis zum Abschluss der kartellrechtlichen Untersuchung vereinbarten Übergangszahlungen an NIKI mit sofortiger Wirkung eingestellt. Damit fehlten dem Unternehmen die notwendigen Gelder, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.
NIKI hat daher nun beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
Die Flüge der Niki wurden mit sofortiger Wirkung gestoppt.
Die Lufthansa zeigt sich in ihrer Pressemitteilung gelassen und greift auf ihren „Plan B“ zurück: Die Übernahme eines Großteils der AirBerlin-Flugzeuge sowie der Slots sind ja auch anderweitig gesichert – sie könnten nun direkt beim Mutterkonzern eingesetzt werden. Anstatt das Geld nun für den Kauf (und die Übernahme der Niki-Mitarbeiter) zu verwenden, wird man es nun in den Aufbau der konzerneigenen Eurowings stecken, die dann in der gleichen Größenordnung wie Niki aus eigener Kraft zu wachsen soll. „Wirtschaftlich führt dies für die Lufthansa Group zu einem vergleichbaren Ergebnis,“ so das Unternehmen.
Air Berlin hatte bereits nach Bekanntwerden der ersten Bedenken der EU-Kommission erneut Kontakt zu potenziellen Interessenten wie Thomas Cook und der British-Airways-Mutter IAG aufgenommen – doch keiner unterbreitete ein tragfähiges Kaufangebot. Die Kommission habe also gewusst, dass es gar keine Alternative zum Verkauf der Niki an die Lufthansa gab, so AirBerlin. Als Konsequenz der Entscheidung sei „eine vollständige Rückzahlung des KfW-Kredits ist unwahrscheinlicher geworden. Die Kommission erreicht mit dem unkontrollierten Zusammenbruch der NIKI das genaue Gegenteil dessen, was sie beabsichtigt: Mit der NIKI verschwindet von heute auf morgen weitere Kapazität aus dem Markt. Es wird weniger Wettbewerb geben statt mehr.“ Tatsächlich hatte die Kommission bislang ausdrücklich betont, man müsse Lösungen finden, die nicht zu einer Niki- und LGW-Insolvenz führen und den Verkauf der Gesellschaften nicht gefährden.